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hinaus in den Wald, wo das wunderbare Schloß stand und konnte nicht widerstehn, einmal nach seinem Pferde zu sehn. Das that er denn, als er aber wiederkam, war die ganze Heerde auseinandergelaufen. Er wußte sich nicht zu rathen und zu helfen, bis ihm das wunderbare Pfeifchen einfiel. Er setzte es an und that einen Pfiff, da kamen von allen Seiten Hinkel geflogen, aber so viele, so viele, daß er sich vor lauter Hinkeln gar nicht mehr zu retten wußte. Er brachte die ganze Heerde wieder mit nach Haus und noch dreimal so viel dazu. Deß freute sich der König gar sehr und sprach: „Du bist mein lieber und getreuer Hinkelhirt und sollst bei mir bleiben bis an dein Ende.“

Der Königssohn hatte schon viele Wochen lang seinen Dienst versehen, da kam große Trauer in die Stadt. Denn hinter der Stadt war ein Berg und in dem Berge wohnte ein Drache, und der Drache hatte drei Köpfe und mußte alle Jahr eine reine Jungfrau fressen; anders that er's nicht, denn es gehörte zu seiner Gesundheit. So waren aber die Jungfrauen erst sehr rar geworden und dann ganz ausgegangen, so daß dießmal des Königs eignes Töchterlein dran sollte.

Als nun der Tag gekommen war, sagte der König am Morgen zu dem Königssohn: „Willst du nicht da bleiben, mein lieber und getreuer Hinkelhirt, und sehen, wie es mit meiner Tochter geht?“ „Nein,“ sagte der Prinz von Oranien, „das will ich nicht mit ansehen, viel lieber will ich mit meinen Hinkeln ausfahren.“

Als er aber in den Wald kam, ging er in das Schloß und

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_372.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)