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Das Schloß des Todes.

Ein armer Mann hatte viel Kinder und demnach auch viel Gevattersleute. Da schenkte ihm seine Frau in seinen alten Tagen noch ein Knäbchen. Er sprach: „Wüßte ich jetzt nur, wen ich zu Gevatter bitten soll!“ Die Frau sprach: „Den Ersten Besten, der dir vor der Thür auf der Landstraße begegnet.“ Da ging der Mann hinaus, es war noch ganz früh, so daß die Sonne mit ihm herauskam, und schritt auf der Landstraße auf und ab. Kam da ein kleines greisgraues Männchen, das war gar freundlichen Aussehens und fragte den Mann: „Ei warum schon so früh auf den Beinen?“ „Ich suche einen Gevatter zu meinem Kinde, wollt ihr mir vielleicht den Gefallen thun?“ fragte der Mann und das Männchen sagte: „Von Herzen gern, sagt mir nur, wann die Taufe ist.“ „Gleich morgen früh, wenn es euch geliebt.“ „Es ist gut, ich habe dann gerade Geschäfte im nächsten Ort und werde zur rechten Zeit bei euch sein.“ „Wie heißt ihr denn, Herr Gevatter?“ „Ich bin der Tod,“ antwortete das Männchen lächelnd, grüßte den armen Mann sehr freundlich und ging weiter. Am folgenden Morgen fand es sich zur rechten Stunde ein und hob das Kind aus der Taufe; dann sprach es: „Wenn das Kind vierzehn Jahr alt ist komme ich wieder und dann braucht ihr

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_365.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)