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sprach der Jüngling, „deine Mutter ist meine Mutter und sie soll es gut haben ihr Lebtag.“

Am andern Tage schrieb er seinem Vater Alles, wie es sich zugetragen hatte und der alte Kaufmann mußte wohl einwilligen, obgleich er es nicht allzu gerne that, denn er hatte schon ein reiches Mädchen für seinen Sohn in Aussicht. Die Hochzeit wurde feierlich gehalten, dann fing der Jüngling ein Geschäft für sich an und machte so guten Handel, daß er in kurzer Zeit steinreich wurde.

Die andern Kaufleute, welche nur ums Geld geheirathet und fast alle häßliche Frauen hatten, beneideten ihn aber um seine schöne Frau und konnten gar nicht sehen, daß er so glücklich mit ihr war. Eines Abends sagte einer von ihnen, ein recht schlechter Mensch der zu Allem fähig war, in einer Gesellschaft, wo die Kaufleute zusammenkamen: „Glaubst du wohl, du hättest deine Frau allein und sie sei dir getreu?“ „Ja das glaube ich sicher und fest,“ erwiederte er. „Ich wette mein Vermögen gegen das deine,“ sprach der Andere, „sie bleibt dir nicht treu, wenn du nur vier Tage auf Reisen gehst.“ „Die Wette gilt,“ rief der junge Kaufmann lachend, denn er kannte seine Frau, „ich gehe gleich morgen auf Reise und bleibe selbst acht Tage aus.“

Als er seiner jungen Frau zu Hause von der Wette erzählte, lachte sie herzlich mit ihm und sprach: „Dem scheint sein Vermögen leicht feil. Gehe du nur ruhig auf Reise, du hast die Wette schon gewonnen.“

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_356.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)