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Der König that, wie sie gesagt; als er aber an dem Thor des Schlosses vorüberflog, da hing die ganze Mannschaft an einem himmelhohen Galgen und grinzte ihn an; die hatten ihre verdiente Strafe.

Was das für eine Freude war, als der König so schnell wieder heimkehrte und die zwölf prachtvollen Karfunkelsteine den Prinzen schenkte! Gleich sollte er sagen, wo er dieselben her habe, es wurde ihm keine Ruhe gelassen und da platzte er zuletzt heraus. Nun hatten die Prinzen keine Ruhe und wollten alle zwölf auch in das verwünschte Schloß, doch das wollte er nicht zugeben, denn er mußte unaufhörlich daran denken, wie die Mannschaft an dem Galgen baumelte und ihn angrinzte. Da träumte ihm dreimal, die schöne Königstochter stehe vor seinem Bette und bäte ihn mit Thränen, er möge doch die zwölf Prinzen in das Schloß bringen, das sei ja ihre Erlösung. Als er es trotzdem immer nicht that, da träumte ihm in der vierten Nacht, die Thür seines Schlafzimmers öffne sich und die zwölf Prinzessinnen kämen mit der schönen Königsjungfrau herein, fielen vor ihm auf die Kniee nieder und bäten ihn alle, doch ihrer Erlösung nicht im Wege stehen zu wollen; den Prinzen geschehe nichts, im Gegentheil, sie würden glücklich auf Lebenszeit. Da wurde ihm das Herz weich, er sagte Alles seiner Gemahlin, setzte sich mit seinen Söhnen auf den Mantel und stand vorm Schloß.

Als sie eintraten, war die Tafel prächtig gedeckt, viel schöner als ehemals für die Mannschaft, alles blitzte und glitzerte von purem Gold. Des Abends, als die Prinzen zu Bette waren,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_352.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)