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Reihe standen, recht wie in der Kaserne, nur daß über jedem Bett ein seidener Thronhimmel hing. Dann suchte er sein Kämmerchen auf, denn für ihn war ein Bett in einem besondern Zimmer zurecht gemacht und das war viel schöner, wie die andern. Als er so da stand und sich eben zum Schlaf rüsten wollte trat plötzlich eine schöne Jungfrau herein, die hatte ein goldnes Krönlein auf dem Haupte und trug ein goldgesticktes Kleid. Sie sprach freundlich: „Guten Abend, mein lieber getreuer Johannes Erlöser, ach wie lange habe ich auf dich geharrt! Du und deine zwölf Kameraden ihr sollt mich und zwölf andere Königstöchter erlösen, die alle in diesem Schloß verwünscht sind. Haltet ihr zwölf Jahre treu bei dem Schlosse aus und folgt ihr treulich meinem Rath, dann erlöset und gewinnt ihr uns zu euren Gemahlinnen. Thut ihr es aber nicht, dann steht ihr euch selbst im Licht und es ist euer Verderben. Ihr dürfet hier im Schloß überall herumgehn, auch hinausziehn auf die Jagd und braucht euch keine Freude zu versagen, aber ihr dürft das Schloß nicht verlassen.“ Wie war der Feldwebel mit dem Versprechen so flott bei der Hand! Er wollte in seiner Freude darüber, daß er ein Prinz werden solle, der schönen Königstochter um den Hals fallen und sie drücken und herzen und küssen, aber sie wehrte ihm mit der Hand und da war er alsbald mäuschenstill. „Berühren darf uns keiner von euch“ sprach sie „sonst ist Alles verloren“ und sie grüßte den Feldwebel freundlich und verschwand.

Am folgenden Morgen erzählte der Feldwebel der Mannschaft die ganze Geschichte und das war ein Jubel! Jeder eine Prinzeß,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_344.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)