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graue Männchen auch zu ihm und frug: „Was hast du in deinem Körbchen?“ „Nichts!“ sagte der Junge unwirsch, und das Männchen sprach: „Gut, dann sollst du auch nichts haben.“ Der Junge spottete dem Männchen nach und lachte und ging in die Stadt zum König und bot ihm das Körbchen mit dem weißen Tüchelchen verdeckt, indem er sagte: „Einen schönen Gruß vom Vater an den Herrn König und hier wären die Mandeln um die Jungfer Prinzessin gesund zu machen.“ „Laß einmal sehn,“ sagte der König und hob das Tüchlein auf – und das Körbchen war leer. „Was?“ rief der König, „willst du mich auch zum Narren halten? wart, du sollst lernen, was frische Mandeln sind!“ Und er ließ den Kammerdiener kommen und der gab dem Jungen fünfzig Mandeln um die Ohren, aber die waren so bitter, daß sie ihm das Wasser in die Augen trieben. „Wie schmeckten die?“ frug der König. „Schlecht!“ rief der Junge und lief nach Haus, und da kriegte er von seinem Vater noch fünfzig dazu. Das machte zusammen hundert und war ihm mehr als zuviel.

Der Jüngste war zwar nicht so schön von Angesicht, wie seine zwei Brüder, doch er hatte ein Herz, das war um so viel schöner. Der sprach am andern Morgen, er wolle es auch versuchen mit den Mandeln, vielleicht habe er mehr Glück. „Thu's,“ sprach der Vater, „aber wenn du wieder kommst, wie deine Brüder, dann schlag ich dich butterweich.“ „In Gottes Namen,“ sprach der Jüngste und der Vater machte ihm ein Körbchen voll Mandeln zurecht und legte ein weiß Tüchlein drauf und der Junge machte sich auf den Weg. Bald begegnete ihm das Männchen und frug

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_324.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)