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zum Vogel Greif reise, ließ er ihn kommen und bat ihn, den Vogel Greif zu fragen, wohin der Schlüssel gekommen sei, er werde es ihm reichlich lohnen. „Das will ich gern, wenn ich es kann“ sprach der Jüngling. In dem dritten Königreiche war große Wassernoth, denn der Brunnen vor des Königs Schlosse wollte kein Wasser mehr geben. Als der König hörte, daß ein Jüngling da sei, der zum Vogel Greif reise, ließ er ihn kommen und bat ihn, den Vogel Greif zu fragen, warum der Brunnen nicht mehr laufe. „Wenn ich kann, thue ich es gern“ sprach der Jüngling. Also kam er zu dem großen Wasser. Da stand ein Riese, welcher die Leute hinübertrug. Als er den Jüngling am andern Ufer absetzte, sprach er: „Zum Lohne für meine Mühe frage den Vogel Greif, wie ich hier erlöst werden kann.“ „Von Herzen gern,“ sprach der Jüngling.

Als er am Schlosse des Vogels Greif ankam, war dessen Frau allein zu Hause. „Ach daß du dich hierher verirrt hast! Eile, daß du wegkommst, denn mein Mann ist ein Menschenfresser,“ sprach sie. Der Jüngling erwiederte: „Das wußte ich wohl, aber ich vertraue auf Gott und ich mußte Alles wagen, da ich sonst meine liebste Braut verloren hätte.“ Das freute des Greifen Frau, daß er seine Braut so sehr liebte, und sie versprach, ihm gegen ihren Mann beizustehn. Er erzählte ihr jetzt Alles und sie sprach: „Verstecke dich unter dem Bette und gib genau Acht, was er sagt; morgen gebe ich dir die drei Federn.“ Während sie so sprach, erhob sich vor dem Schloß ein Brausen gleich dem eines Sturmes und es wurde ganz finster in dem Zimmer. „Eile dich,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_317.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)