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vor der Hauptstadt lag, da mußte er zuerst mit einem, dann mit beiden Nasenlöchern blasen. Dem Laufer band er die Beine zusammen, so daß er nicht so große Sprünge machen konnte und blieb mit ihm und Hans, der einen großen Sack trug vor dem Wald stehn. Als der Bläser anfing zu blasen, da kam das Wild zu Tausenden aus dem Walde; der Laufer sprang den Rehen nach und fing sie ein und wenn er ein halb Dutzend hatte trug er sie zu Hans, der sie in seinen Sack steckte. Als der Sack voll war, ging der Geiger mit seinen Dienern wieder zum Schlosse und der Laufer sprang voraus übers Stadtthor und zwei Reihen Häuser weg. Vor dem Schlosse wurden die Straßen abgesperrt und Hans öffnete seinen Sack, da liefen wohl achthundert Rehe heraus. Der Geiger aber ging zur Prinzessin und sprach: „Jetzt könnt ihr euch drei zum Hochzeitsbraten wählen.“

Nun war nichts mehr zu machen, die Prinzessin mußte den Geiger nehmen und sogleich ernannte ihr Vater ihn zum Vicekönig. Die drei Diener aber erhielten sehr gute Besoldung auf Lebenszeit. Nun hätte der Geiger gern auch dem Greise seinen Dank abgestattet und dachte: „Wäre er doch jetzt hier!“ Da stand der Greis neben ihm und er fiel ihm zu Füßen und bat ihn zu sagen, wie er sich ihm dankbar beweisen könne? Sprach der Greis: „Räume mir eine Kammer in deinem Schlosse, wo ich jede Neujahrsnacht schlafen kann, denn nur einmal im Jahr komme ich hierher, das ist dein Dank und mein Lohn.“ Solches geschah und das Glück wohnte im Schlosse und wich nicht draus.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_311.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)