Seite:De Deutsche Hausmärchen 309.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


sie nun ganz nahe waren, rief der Hauptmann der Seeräuber: „Jetzt ergebt euch, oder ihr werdet alle ermordet.“ „Ei was du sagst! Ist das dein Ernst?“ fragte der Bläser und blies aus einem Nasenloch das eine Schiff an, da flog es in die Luft, überschlug sich und fiel ins Wasser; dann blies er die beiden andern mit beiden Nasenlöchern an und in Zeit von einer Minute sah man sie nicht mehr und wußte Niemand, wohin sie geflogen waren. „So, das hast du für dein großes Maul,“ sagte er und ging wieder zu seinen Kameraden.

Am folgenden Tage kamen sie in dem Königreich Marokko an und der Geiger ließ sich zum König führen. Der König lachte, als er seine Botschaft ausrichtete und das Geld zurück verlangte. Er sprach: „Du sollst so viel davon haben, als ein Mann tragen kann, mehr gebe ich dir nicht, das sage deinem König und wenn er mehr wolle, solle er es sich selbst holen.“ „Damit bin ich ganz zufrieden“ sprach der Geiger, „ich will nicht mehr, als mein Geselle Hans tragen kann.“ Sogleich ließ er einige Zimmerleute kommen, die mußten einen großen, großen Kasten aus starkem Holz zusammenschlagen, der wurde vor des Königs Schatzkammer gestellt. Der König wollte sich todt lachen, als er den Kasten sah und ließ einen Sack Gold nach dem andern hineintragen, aber so viel hatte er doch nicht, daß der Kasten voll wurde. Da kam Hans, sah sich den Kasten an und sprach: „Der ist ja halb leer, was soll das heißen? Voll muß er sein, sonst ist's ja nicht der Mühe werth, ihn zu heben.“ Da lachte der König noch mehr, aber der Geiger sprach: „Wir wollen es gut sein lassen, komm

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_309.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)