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so lang wie er gewachsen war. Abends erzählte Hans dem Schäfer die Geschichte, aber der schüttelte den Kopf und sprach: „Solch Ding thut wohl einmal gut, aber das zweite Mal nicht. Treibe die Schafe morgen einen andern Weg.“ „Es ist schon gut“ sprach Hans.

Am folgenden Morgen fuhr Hans mit der Heerde abermals der Riesenweide zu. Sogleich erschien ein Riese vom Berge her, der rief: „Was hast du auf meiner Weide zu thun?“ „Das geht dich nichts an,“ sprach Hans und schlug ihn mit vier Fingern an die Ohren, so daß sie ihm sein Lebtag nicht mehr weh thaten. Wer nun wüßte, was da jenseits der Berge für ein Land liegt, dachte Hans; wenn das nicht etwas ganz besonderes wäre, würden die Riesen nicht hier Wache stehn. Er ging zum Schäfer und sprach: „Nimm deine Heerde zurück, ich bin des Schäferns müde und gehe in das Riesenland.“ Der Schäfer versuchte wohl, ihm abzurathen, aber Hans hörte nicht auf ihn und zog weg gegen die Berge hin.

Das war ein hoher, hoher Berg, den er da erklettern mußte und hinter dem Berge lag ein tiefes, tiefes Thal, darin stand ein herrliches Schloß. Das gefiel dem Hans nicht schlecht. „Da muß es besser Leben sein als in des Müllers Haus und in des Schäfers Hütte“ sprach er und stieg den Berg hinab und ging in das Schloß hinein. Hei das war eine Pracht und Herrlichkeit, ein Zimmer schöner wie das andre und im letzten hingen lauter Riesenröcke. Dann ging Hans auch in den Stall, da standen drei Pferde und was für Pferde! Schöner gibt's keine in

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_270.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)