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auf. Kaum war er aber mit dem Pferde vor der Thür, da machte es mannshohe Sprünge und schrie: „Diebe! Diebe! Der Stallmeister will mich stehlen!“ Und da lief gleich das ganze Schloß zusammen – der Prinz wurde gepackt und in den Thurm gesperrt. Das hatte er nun davon. Er fing aber sein altes Spiel wieder an und weinte und rief: „Ach lieber Bär, hätte ich doch gefolgt!“ aber der Bär hatte sich Baumwolle in die Ohren gestopft und wollte nichts hören. Als Ferdinand nun die ganze Nacht und den ganzen Tag hindurch lamentirt hatte, da stand der Bär wieder vor ihm und sagte unwirsch: „Habe ich dir's nicht gesagt? Aber wer nicht hören will, der muß fühlen, und wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen; morgen kannst du Hochzeit halten mit des Seilers Tochter!“ Da fiel Ferdinand dem Bären um den Hals und sprach: „Ach du goldiger Bär, ich bitte dich, sei mir wieder gut und verzeih mir nur dießmal noch, ich will ja gern Alles thun, was du haben willst.“ „Das plaudere du den Gänsen vor, aber mir nicht,“ sprach der Bär und wollte gehn, aber der Prinz weinte so jämmerlich, daß es der gute Bär nicht übers Herz bringen konnte und sagte: „Nun, ich will's denn noch einmal versuchen, aber ich sage dir, es ist das allerletztemal. Wenn du vor Gericht kommst, dann sage dem König, wenn er dir das schnellste Pferd gebe, dann wolltest du ihm den kostbarsten Stein bringen.“ Da ward Ferdinand wieder froh und dankte dem guten Bären aus Herzensgrund. Als er am folgenden Tag vor Gericht kam, that er, wie der Bär ihn geheißen und es ging gut, denn der König hätte schon lange gern den kostbarsten

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_235.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)