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von ihr, setzte sich in einen prächtigen Wagen mit sechs Schimmeln bespannt und fuhr hinab zur Erde und geraden Wegs nach seines Vaters Schloß.

Ach da fand er unterdessen gar vieles verändert. Seine liebe Mutter war gestorben und sein Vater hatte eine andere Frau genommen, welche noch sehr jung und dabei überaus schön war. Der alte König war über alle Maaßen glücklich, als er seinen Sohn nach so langer Zeit wiedersah und veranstaltete ein Fest über das andere zur Feier seiner Rückkehr. Als nun alle Gäste bei Tische saßen und die junge Königin gar so schön in ihrem Schmuck glänzte, da sprach der König: „Du bist nun viel in der Welt herumgekommen und hast manche schöne Frau gesehn, gib aber einmal der Wahrheit die Ehre und sage mir, ob du je ein so schönes Weib gesehen hast, wie meine Gemahlin ist.“ Der Prinz sprach: „Deren gibt es wohl wenige, aber ich weiß doch eine, welche noch tausendmal schöner ist.“ „Das ist nicht möglich!“ rief der König, „und das glaubt dir kein Mensch, bevor er sie sieht. Ich möchte aber wissen, wo sie denn zu finden wäre.“ „Das will ich dir sagen,“ sprach der Prinz, „es ist meine Frau, und die hat ihres Gleichen nicht und neben ihr kann keine andere aufkommen.“ Das ärgerte den König und er bestand darauf, es sei unmöglich und wenn es wahr wäre, dann hätte Ferdinand sie wohl mitgebracht. Also stritten sie und erhitzten sich immer mehr, bis der Prinz rief: „Nun so muß sie herbei und mag es gehn wie es will. Katharina Magdalena!“ Da trat die wunderschöne Frau herein, und Alle verstummten, weil sie so überschön war,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_212.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)