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von Holz und Moos mit einem Kreuzchen drauf, da klopfte er an. Die Thür ging auf und der Einsiedel mit seinem langen grauen Bart und der braunen Kutte trat heraus. Der Prinz grüßte ihn bescheidentlich und fragte ihn: „Könnt ihr mir sagen, wie ich den Weg zum Himmelreich finde?“ Der Einsiedel antwortete: „Ich kann dir das nicht sagen, ich wohne schon dreihundert Jahre hier und sah in all der Zeit keinen Menschen; aber mein Bruder weiß es wohl, der wohnt dreihundert Meilen von hier, jenseits des Wassers, wenn du ihn fragen willst, wird er es dir sagen.“ „Wie soll ich aber über das Wasser kommen?“ fragte der Prinz weiter und der Einsiedel ging mit ihm zum Ufer, wo ein Kahn lag und sprach: „Setze dich hinein und du wirst den Weg bald gemacht haben.“ Ferdinand dankte dem frommen Manne, setzte sich in den Kahn und sogleich begann die Reise. Der Kahn schoß leicht und schnell über die Wellen daher, als ob sechs Rudrer gerudert hätten und der Wind in volle Segel geblasen hätte. Ehe er sichs versah, war der Prinz am andern Ufer und sprang aus dem Kahn ans Land. Er schritt heitern Gemüthes weiter, bis er abermals an ein großes Wasser kam. Da stand am Ufer wiederum ein Häuschen von Holz und Moos mit einem Kreuzchen drauf und drinnen saß der Einsiedel mit weißem Bart und brauner Kutte und las in einem großen Buch; vor ihm stand ein Todtenkopf und sein Wasserkrüglein. Ferdinand grüßte ihn und fragte: „Könnt ihr mir nicht sagen, wie ich den Weg in's Himmelreich finde?“ Der Einsiedel antwortete: „Ich kann es dir nicht sagen, ich wohne schon dreihundert Jahre hier und habe

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_205.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)