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in der Noth gehn hundert auf ein Loth. Da nahm er seine Frau an der Hand und die Beiden gingen tief betrübt in den Wald. Da stand ein verlassenes Hirtenhäuschen, dies bezogen sie und wirthschafteten darin, wie geringe Leute. Der König trug selbst sein Brennholz nach Hause und die Königin machte selber Feuer an und kochte Suppe und Kartoffeln. Das war sehr ungewohnte Arbeit für sie, darum wurde es ihnen Anfangs recht sauer, aber nach und nach gings immer besser und sie hatten sich mit jedem Tage lieber, viel lieber als da, wo sie noch auf dem Throne saßen und Alles vollauf hatten.

Eines Tages, als der König im Walde Holz fällte, trat ein fremder unbekannter Mann zu ihm, der frug ihn, wie es ihm gehe? „Nicht allzugut“ sprach der König. „Es will immer noch nicht so recht vorwärts mit der Arbeit.“ Sprach der Fremde: „Ihr habt nicht nöthig zu arbeiten, ihr könnt es besser haben, das liegt nur an euch.“ „Wie meint ihr das?“ „Wenn ihr mir schriftlich versprecht, was ihr nicht wißt, dann fülle ich euch eure eiserne Kiste mit Gold.“ Der König dachte: Was ich nicht weiß, macht mir nicht heiß und gab dem Fremden das Versprechen auf ein Stück Papier. Der aber lachte boshaft und sprach: „Dann lasset Beil und Holz nur hier liegen und geht nach Hause.“

Als der König nach Hause kam, sprang seine Frau ihm schon von weitem entgegen und rief: „Ein Glück kommt selten allein, denke dir, die eiserne Kiste ist voll Gold und was wir uns seit Jahren schon gewünscht haben, unser größtes Glück das sollen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_199.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)