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leise dem Jüngling zu, der unter dem Bette steckte: „Willst du mich denn hier bei dem Menschenfresser lassen oder willst du mich mitnehmen? Ach nimm mich doch mit dir!“ „Ohne dich gehe ich nicht,“ sprach der Jüngling „und wenn es mein Leben kostete.“ Da faßte sie frischen Muth und schlug den Menschenfresser noch einmal hinters Ohr, daß es patschte. Der fuhr sehr zornig empor und schrie sie an: „Jetzt wird es mir zu bunt. Willst du mich in Ruhe lassen oder nicht?“ „Ach es ist so heiß und ich glaube ich habe ein Fieber,“ sprach sie, „denn so habe ich noch nie geträumt?“ „Was hast du denn wieder geträumt?“ schnauzte er und sie sprach: „Ach mir träumte ein Riese stünde tausend Jahre Schildwache und habe eine schwere Kanone auf der Schulter, wisse aber nicht, wie er abgelöst werden könne.“ „Ei der Narr,“ brummte der Menschenfresser und legte sich wieder hin, „warum gibt er die Kanone nicht dem Ersten Besten, der vorbeikommt, dann ist er abgelöst. Jetzt laß mich aber mit deinen Träumen in Ruhe, oder du sollst sehn, daß ich keinen Spaß verstehe.“ Und über eine Weile schnarchte er wieder, daß das Häuschen zitterte.

Es blieb aber noch eine Frage übrig und so wagte es die Frau denn auf gut Glück und patschte ihn zum Schluß noch einmal, daß es schallte. Im selben Augenblick aber richtete sich das Ungeheuer auf, bleckte seine Zähne vor Wuth und griff nach ihr. Wäre sie nicht so flink aus dem Bette gesprungen, er hätte sie wahrlich gefressen; sie war aber in einem Satz an der Thür und rief: „Thue mir doch nichts, was kann ich denn dafür, daß

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_191.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)