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keines und wenn er euch findet, dann ist es um euch geschehen. „Ich bin aber so müde, daß ich nicht weiter kann,“ sprach der Jüngling, „wolltet ihr mich nicht irgendwo verstecken?“ „Das kann ich nicht,“ antwortete sie, „denn er riecht euch und zudem ist er allwissend und sieht Alles, was auf der Erde vorgeht.“ Aber der Jüngling bat so lange, bis sie endlich doch einwilligte. Die schöne Frau brachte das Abendbrod und sie setzten sich zusammen zu Tische. Während sie aßen, erzählte er ihr von seiner Reise und den Fünfen, denen er ihr Glück mitbringen solle, wodurch eigentlich sein Glück gemacht wäre, denn wenn er so viel Gold von den Königen bekäme, dann wäre er geborgen auf Lebenszeit. Die Frau war von Herzen sehr gut und sie versprach ihm, den Menschenfresser auszuforschen, der werde schon Alles wissen.

Plötzlich rauschte und brauste es im Walde, als ob alle Bäume brechen wollten. „Da kommt er!“ schrie die Frau und schnell kroch der Jüngling unter das Bett. Kaum lag er da, als die Thür aufflog und der Menschenfresser herein trat.

›Menschenfleisch riech ich!

Menschenblut genieß ich!

Wen hast du heim?‹

schrie er. „Ei Narr,“ sprach die Frau, „wirst du dich denn nie an mich gewöhnen, mich hast du heim und hier steht dein Essen, das laß dir schmecken und damit holla.“ Er wollte ihr antworten und machte gar Miene, unters Bett zu greifen, da drückte sie ihn auf seinen Stuhl nieder und schob ihm einen Löffel voll über den

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_188.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)