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Schildwache zum König, welcher in tiefer Trauer war. „Wohin gehst du?“ frug der König. „Ich suche mein Glück,“ sprach der Jüngling. „Dann bringe mir auch meines mit, wenn du deines findest,“ sprach der König. „Was ist denn das?“ „Mein Glück ist ein Brunnen, daraus sprangen ehedem goldne Perlen und jetzt springen keine mehr daraus und er ist ganz versiegt. Wenn du mir schaffen kannst, daß er wieder springt, dann schenke ich dir eine Last Goldes aus meiner Schatzkammer.“ Der Jüngling versprach sein möglichstes zu thun und zog weiter, denn er sah ein, daß ihm hier sein Glück nicht blühe.

Zwei Monate fuhr er im Lande umher, da kam er an die See, dort setzte er sich zu Schiffe und fuhr noch zwei Monate, da legte das Schiff an, denn sie hielten vor einer großen Insel. Er stieg ans Land und kam in die Hauptstadt, wo Alles in tiefer Trauer war. Es war ein Gebot vom König ausgegangen, daß jeder Fremde gleich zu ihm geführt werde und so geschah es auch dem Jüngling. Als er in das Schloß kam, frug der König ihn: „Wohin gehst du?“ „Ich suche mein Glück.“ „Dann bringe mir auch das meine mit, wenn du deines findest.“ „Was ist denn das?“ frug der Jüngling und der König antwortete: „Ich hatte drei Töchter und vor Jahren ist mir die jüngste gestohlen worden. Wenn du sie mir wiederschaffst, schenke ich dir mein halbes Königreich.“ Der Jüngling versprach Alles zu thun, was in seinen Kräften stünde und zog seines Weges weiter, denn wo solche Trauer war, da konnte sein Glück nicht sein.

Er hatte wiederum ein gut Stück Weges hinter sich, als er

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_186.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)