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stieg ans Land, und ging auf das Schloß zu. Leise schlich er hinein und auf den Boden. Als Alles im Schlafe lag, stieg er auf das Dach und ließ sich durch einen Schornstein in das Zimmer hinab, wo er den Greis schlafend gefunden hatte. Das Erste was er sah, war das weiße Hemd, welches auf dem runden goldnen Tische lag. Er zog es an, faßte das Schwert, welches an der Wand hing und durchsuchte das Zimmer; da lag der Greis in demselben Bette, wie das Erstemal und bei ihm die Königin. Dreimal schwang der Prinz das Schwert, da stürzten die Diener herein und begrüßten ihn freudig als ihren König und Herrn. „Bindet die Beiden zusammen und werfet sie in einen Käfig, wo sie gleich Vieh gehalten werden sollen!“ rief der Prinz und es geschah. Die Königin suchte zwar wieder durch neue Lügen und Ränke den Prinzen zu bestricken, aber es gelang ihr nicht; sie wurde gebunden in den Käfig geworfen.

Das Erste was die Diener ihm sagten, war, daß die Prinzessin da gewesen sei und nach ihm gefragt habe. Da hob sich sein Herz in neuer Hoffnung. Er ließ die Königin fragen, wo die Prinzessin geblieben sei, aber sie wollte es nicht sagen und vergebens wurde in dem alten Loche gesucht. In seiner Betrübnis kam ihm da der Gedanke, er wolle sich den guten Löwen dankbar beweisen und ihnen einmal eine reichliche Mahlzeit geben. Es wurden Ochsen und Rinder geschlachtet und die Diener mußten ihm das Fleisch in großen Mulden nachtragen. So ging er zum Löwenzwinger, um es ihnen selbst zu geben. Aber ach du Jammer, als er die Thür öffnete und seine liebe Frau blind in der

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_166.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)