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lieber, als der Schiffscapitän, darum that dieser wohl, sich sogleich aus dem Staube zu machen, als die Sache bekannt wurde. Nun wurde in einer abgelegenen Gegend des Schloßgartens ein kleines Schloß gebaut, die Hochzeit des Prinzen mit der Prinzessin ganz heimlich gefeiert und dann zogen sie in das Schlößchen und bekamen nichts als das Essen von dem Könige; ihre Kleider mußten sie sich selber stellen, daran spann und webte die Prinzessin Tag und Nacht.

Die Hofherren ärgerten sich aber nicht wenig über diese Heirath, denn der Prinz konnte ihnen keine großen Gastmähler geben, worauf sie sehr viel hielten, und Bälle und Tanzbelustigungen wurden gleichfalls keine gehalten, worauf ihre Frauen sehr viel gaben. Zudem wollte es ihnen nicht gefallen, daß sie einmal von einem blinden König regiert werden sollten. Sie verschwuren sich also, sie wollten das Schlößchen, wo der Prinz mit seiner Frau wohnte in die Luft sprengen, und das sollte bald geschehen.

Eines Abends gingen die Beiden aus ihrem Schlößchen in ihr kleines Gärtchen, wo sie der frischen Kühle genießen wollten, und setzten sich unter einen hohen Lindenbaum. Da zog der Prinz sein Einziges vom Finger, was er aus seinem Schloß gerettet hatte, den goldnen Ring und steckte ihn in den Mund, denn er wollte sich einen Zeitvertreib machen und hören, was sich die Vögel wohl erzählten. Da flogen drei Krähen auf den Lindenbaum, die fingen an zu schwätzen und die erste sprach: „Ich weiß etwas, wenn ihr das wüßtet!“ „Was ist das denn?“ fragten die beiden andern, „wir wissen auch etwas.“ „Drüben beim

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_159.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)