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Stiefel, welche grade aussahen wie seine Stiefel auch, nur waren seine zerrissen und diese ganz. Dann beschaute er auch das Horn, und auch das hatte nichts Außergewöhnliches, aber er sprach, wer weiß wozu das gut ist, hing es um den Hals und zog die Stiefel an. Da spürte er alsbald eine so große Leichtigkeit in den Füßen, daß als er eben nur die Höhle verlassen und die Thüre verschließen wollte, er mit einem Schritt schon jenseits des Waldes stand. So große Eile hats nicht, dachte er und setzte sich hin und da er doch nichts Besseres zu thun wußte, fing er an in sein Hörnlein zu blasen. Potz Himmel das gab einen Ton, als wenn die Welt zusammenfallen sollte und da war es, als ob es Soldaten regnete und jede Grasspitze und jeder Kornhalm zum Soldaten würde; es waren ihrer mehr als hunderttausend, die sich sogleich in Reih und Glied stellten. Der General aber ritt vor ihn hin, machte eine tiefe Verbeugung und frug: „Was befiehlt mein König und Herr?“

Anfangs wußte der Schäferssohn nicht, ob er wache oder träume, endlich aber faßte er sich und sprach: „Ihr sollt die Hauptstadt belagern und mir die Königstochter gefangen herbringen.“ Dann befahl er schnell vor der Hauptstadt ein Lager zu schlagen und mitten drin sein Zelt zu errichten aus lauter Sammt und Seide. Dahinein setzte er sich in seiner ärmlichen Kleidung.

Es dauerte nicht lange, so kam ein Bote vom König, welcher frug, was die Ursache der Belagerung sei. Der Schäferssohn sprach: „Sage dem König, sein Tochtermann liege vor der Stadt

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_124.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)