Seite:De Deutsche Hausmärchen 121.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Pracht gefeiert und die Feste währten über einen Monat und wer dabei fehlte, das war ich.

So lebte der Jüngling als Prinz herrlich und in Freuden und dachte oft daran, wie gut es war, daß die Schafe aus der Hürde brachen, und daß sein Vater ihm Prügel gab. Dabei erwachte die Sehnsucht aber immer stärker in ihm, seinen Vater und die Seinen einmal wiederzusehn und sich für die Schläge dankbar zu beweisen. Als er es endlich nicht länger aushalten konnte, ließ er Alles zur Reise bereit machen und sagte zu seiner Frau, sie müsse ihn nun zu seinem Vater begleiten. Da freute sich die stolze Prinzessin sehr, denn sie glaubte nicht anders, als ihres Mannes Vater sei der mächtigste und reichste Kaiser von der Welt. Was die für Augen machte, als der Wagen und der ganze Hofstaat an dem armen Schäferhüttchen still hielt und ihr Mann ausstieg und sprach: „Das ist meines Vaters Schloß!“ Von dem Augenblicke an haßte sie ihn tödtlich, denn sie meinte, sie müsse sich schämen, daß sie einen Schäferbuben zum Gemahl habe und sann Tag und Nacht auf Mittel und Wege, ihn los zu werden. Sie ließ ihren Mann aber nichts merken, im Gegentheil war sie noch viel freundlicher gegen ihn und that, als hätte sie ihn jetzt erst recht lieb, weil er sich so hoch emporgeschwungen und seiner armen Aeltern nicht vergessen, dieselben vielmehr überreich beschenkt hatte. Sie verstellte sich aber so, damit sie von ihm erfahre, wie er zu so großen Reichthümern gekommen sei und wo er dieselben verborgen habe.

Ihr Mann war arglos, wie jeder gute Mensch und dachte

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_121.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)