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Sultans Schiffe lagen. Da setzte sie sich hin, schlug ihre Harfe und sang:

›Was fehlet dir, mein Herz,

Daß du in mir so schlägest?

Wie kommt es, daß du dich

So heftig in mir regest?

Du störst bei finstrer Nacht

Mir alle meine Ruh,

Am Tag, bei finstrer Nacht.‹

Der Sultan, welcher grade auf seinem Schiffe stand, horchte auf und ließ den Harfner zu sich rufen, sprach: „Wie kommst du zu diesen Liedern?“ „Das sind so meine Träume,“ antwortete der Harfner und sang weiter:

›Es schlagen über mich

Die Unglückswellen her,

Ich schweb in Todesangst

Auf einem wilden Meer,

Die stört bei finstrer Nacht

Mir alle meine Ruh,

Am Tag, bei finstrer Nacht.‹

Dann fuhr er fort und sang in schönen Versen Alles, was dem Sultan mit der Prinzessin begegnet war. Da frug der Sultan abermals: „Wie kommst du zu diesen Liedern?“ „Das sind so meine Träume,“ sprach der Harfner. Da rief der Sultan erstaunt: „Du mußt mit mir ziehen, magst du dafür fordern, was du willst.“ „Hier kann ich nichts fordern,“ sprach der Harfner.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_106.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)