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erfuhr er, daß er allerdings drei Köpfe hatte und daß ihm jeden Tag, Morgens um 9 Uhr, des Königs Schweinheerde mußte vor die Stadt getrieben werden, damit er sich neun Stück davon auslesen konnte. Es waren aber jetzt in dem ganzen Land nur noch 36 Stück Schweine und Alles hatte Angst, daß der Drache anfinge Menschen zu fressen, wenn er sein richtig Futter nicht mehr bekäme. Da ging der Metzgerbursch vor den König und bat sich die Erlaubniß aus, daß er des anderen Tages die Schweine hinaustreiben dürfte. Das erlaubte der König gern und versprach noch dazu die Hälfte seines Königreichs und seine Tochter zur Frau, wenn er das Ungethüm aus der Welt schaffen könnte.

Punkt 9 Uhr des anderen Morgens war der fremde Hirt mit den Schweinen vor dem Thor und gleich darauf kam auch schon der Drache, hatte wirklich drei Köpfe, einen immer schrecklicher als den andern und schrie den Prinzen an: „Du Sauhirt, gieb mir neun von deinen besten Säuen.“ „Keine neun Sauborsten“ sprach der Metzger, verwandelte sich in einen Löwen und riß dem Drachen in einem Nu ein Haupt herunter, daß er mit schrecklichem Geheul davon lief. Als der Prinz heim kam ward er freudig vom König empfangen. „Weil du dem Drachen einen Kopf abgehauen hast, sollst du ein groß Faß voll Wein haben.“ Am zweiten Tage war er wieder Punkt 9 Uhr mit seiner Heerde vor dem Thor; der Drache ließ auch nicht auf sich warten, kam noch trotziger einher, als des Tages zuvor und fuhr ihn mit lautem Gebrüll an: „Du Sauhirt, gieb mir achtzehen von deinen besten Säuen!“ „Noch keine achtzehen Sauborsten“

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_088.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)