Seite:De Deutsche Hausmärchen 083.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


holte ihn ein und sprach, er solle noch ein Mal mit ihm umkehren zu den Andern. Als sie wieder hinkamen, wo die Thiere waren, da sprachen sie alle, sie hätten vergessen, sich bei ihm zu bedanken, Geld hätten sie kein's, aber das wollten sie ihm verleihen, daß er die Gestalt von einem jeden der fünf Thiere annehmen könnte, so oft er sich in Gedanken dazu wünschen wollte. Das war er zufrieden, bedankte sich und nahm den Weg zwischen die Beine. – Nicht lange darnach kam er in das große Königreich Sicilien und als er gerade zum Stadtthor der Hauptstadt hineinging, hörte er einen Ausrufer verkündigen, daß Jeder des Todes sein solle, der einen Apfel von des Königs Granatbäumen hole. Denn es waren nur zwei solcher Bäume im Land, die standen vor des Königs Fenster und er hielt große Stücke darauf.

Weil nun nichts so gut schmeckt, als das Verbotene, so dachte der Metzgerbursch gleich in seinem Vorwitz, er müsse die Granatäpfel versuchen, ob sie wirklich so gut seien. Also wünschte er sich, daß er ein Falk wäre und bei dem blosen Gedanken schon war es geschehen. Er schwang sich in die Luft, flog auf einen von des Königs Granatbäumen, fraß von den Aepfeln und schaute zum Fenster hinein. Drinnen in dem Schloß saßen sie gerade an Tafel und hatten vor sich Gesottenes und Gebratenes stehen; als ihm das in die Nase kam, wollten ihm die Aepfel nicht mehr schmecken. Da ward sein Vorwitz so groß, daß er zum Fenster hineinflog, ein gebratenes Huhn von der Schüssel nahm und wieder damit hinauswollte. Doch des Königs Töchterlein schlug schnelle den Fensterflügel zu, und nun war er gefangen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_083.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)