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er aber zu den Vorwürfen, dann wurde er verstockt und Gott weiß wie genannt; kurz das arme Schneiderlein konnte nichts mehr recht machen, er mochte sich anlegen, wie er wollte, und war mehr als einmal in heller Verzweiflung.

Nach einiger Zeit wurde es plötzlich vor den Obersten gerufen. Der frug ihn: „Kennst du mich?“ Der Feldwebel wußte nicht, was antworten, denn sagte er ja, dann log er und es taugte nicht für ihn, sagte er nein, was die Wahrheit war, dann taugte es ebensowenig. Endlich entschloß er sich frisch heraus die Wahrheit zu sagen, weil dieß doch das Beste sei und sprach: „Nein.“ „Dann will ich dir sagen, wer ich bin“, sprach der Oberst, ich bin dein alter Kamerad, der Schuster. Ich denke du wirst jetzt klüger geworden sein und deinen Hochmuth und Prahlerei lassen. Zum Lohn für deine Nöthen ernenne ich dich aber zum Oberfeldwebel.

Seitdem sprach das Schneiderlein nie wieder von seinem Muth, brachte es auch nicht weiter. Der Schuster aber starb als Generalfeldmarschall.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_072.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)