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Kürassier voran und sechs Schwadronen hinterdrein. Da trafen sie die beiden falschen Brüder, welche dem König immer noch vorlogen, sie wären die Rechten und der Jüngste nicht. Als das die Prinzessin hörte sprach sie: „der Rechte muß ein Wahrzeichen haben, woran ich ihn erkennen kann; er hat meine goldene Kette vom Tische mitgenommen, laßt sehn wer sie hat.“ Da holten die beiden ältern Brüder zwei goldne Ketten beim Goldschmied und sagten, das wären sie, aber keine wollte der Prinzessin passen, die eine war ihr viel zu groß, die andere zu klein, so daß sie ihr nicht einmal um den Hals ging. Nun zog der Jüngste seine Kette heraus und die paßte ihr gerade, war weder zu eng noch zu weit.

Jetzt erst gingen dem alten König die Augen auf und er verbannte die Beiden sogleich auf ewige Zeiten vom Hofe, den Jüngling aber schloß er an sein Herz und bat ihn tausendmal um Verzeihung für das Unrecht, welches er ihm gethan hatte. Am folgenden Tage wurde die Hochzeit prächtig gefeiert, dann schenkte der alte König dem Jüngling sein Reich und setzte sich in Ruhestand. Das junge Paar lebte noch sehr lange und regierte glückliche Menschen; jetzt werden sie wohl schon lange gestorben sein.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_064.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)