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lenkte er es zur Seite. Als die Frau dieß sah, erzürnte sie, befahl ihm sein Pferd an zu halten und trug ihm auf dem Könige zu sagen, wenn er ihr ihren Erlöser nicht in kürzester Zeit sende, dann werde sie ihn in seiner Hauptstadt belagern und die Stadt in Brand schießen lassen. Da wandte der Prinz rasch sein Roß um und ritt nach Hause, wie ein begossener Hund, dem König die angenehme Botschaft auszurichten.

Boten flogen jetzt durch das ganze Königreich und riefen an allen Straßenecken aus, der jüngste Prinz möge doch gleich zum König kommen; die Prinzessin vom Berge Muntserrat warte voll Sehnsucht auf ihn. Das hörte der Förster, als er eines Tages in die nächste Stadt kam und erzählte zu Hause davon. Da erhob sich der Jägerbursch und sprach: „Wenn meine liebe Braut da ist, dann kann ich schon nach Hause zurück.“ Der Förster und seine Frau starrten ihn an, als ob er wahnsinnig sei, aber er sprach: „Ich bin der Königssohn, den man sucht,“ setzte sich auf ein Pferd und ritt davon, während die Förstersleute und die Knechte vor Schrecken steif und stumm dastanden, wie Loths Weib, als sie zum Salzklumpen wurde.

Der Jüngling aber sprengte geraden Weges zu dem Lager und Zelt der Prinzessin und kümmerte sich nicht einen Deut um die kostbaren Teppiche. Da trat die schöne Prinzessin aus dem Zelte und trug ihm ihr Kind entgegen, sie flogen einander in die Arme und küßten einander und weinten helle Thränen vor lauter Lust und Freude. Dann setzten sie sich in den goldenen Staatswagen der Prinzessin und fuhren zum König, sechs Schwadronen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_063.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)