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Männern kam herein und trug einen ungeheuren Kessel auf den Schultern, der andre rollte ein Faß Oel herein und der dritte trug eine schwere Last Holz. Sie hingen den Kessel in der Mitte des Zimmers auf, gossen das Oel hinein und machten Feuer darunter an. Während dessen sprachen sie zu einander, heute würden sie Ernst machen und den Wachtmeister lebendig in dem Oel sieden; bis jetzt hätten sie ihn nur schrecken wollen, und sie schürten das Feuer immer ärger, so daß es ihm in seinem Bette heiß wurde und er meinte, das ganze Schloß müsse in Flammen aufgehen. Er dachte aber bei sich: Bangemachen gilt nicht und lag ruhig da und schwieg, wie der Fuchs, wenn er den Geist aufgegeben hat. Als das Oel nun recht kochte und große Blasen warf, da streiften die drei Kerle die Hemdsärmel in die Höhe, rieben die Hände und riefen: Jetzt muß er hinein! Also liefen sie auf ihn zu, aber da schlug es ein Uhr und es that einen Donnerschlag, daß die Fenster und Thüren aus den Angeln fuhren. Die drei Kerle, das Feuer und der Oelkessel verschwanden in einem Augenblick, dagegen entzündeten sich tausend Lichter wie von selbst in dem Saal, und war da eine Pracht, daß es nicht zu sagen ist. Draußen erscholl eine fröhliche Musik, die Thür flog auf und eine ganze Reihe von hohen Herren und Damen kam herein, zuletzt die Prinzessin und alle waren schneeschloßenweiß und in Gold und Silber gekleidet. Sie aber flog auf den Wachtmeister zu, küßte ihn und schloß ihn in ihre Arme und rief: „Sei willkommen, mein herzliebster Erlöser und Gemahl!“ Und als sie das gesagt hatte, steckte sie ihm ihren goldnen Ring an den

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_022.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)