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sind wir, aber zum Spiel gehören vier.“ „Der vierte ist der Wachtmeister, der dort in der Kammer auf dem Bette liegt“ sprach der Andre. „Ich will ihn holen, er muß mit spielen“ sagte der Dritte, ging zu dem Bette und lud den Wachtmeister zum Spiele ein. Der stand auf, setzte sich zu ihnen und spielte mit, schlug kräftig mit der Faust auf den Tisch, wenn er auftrumpfte, gewann und verlor, aber er sprach kein Wort. Die Andern gaben sich zwar alle Mühe, ihn zum Sprechen zu bringen, sie frugen ihn allerhand, schimpften ihn, thaten als ob sie ihn schlagen wollten, er aber hielt sich ganz ruhig und schwieg. Da schlug es ein Uhr, die drei Männer rafften in aller Eil ihre Karten zusammen und fort waren sie. Der Wachtmeister legte sich aber zu Bett und schlief bis zum hellen Tage. Die Diener brachten ihm, sobald er aufstand, sein Frühstück; sie hatten jetzt alle Gesichter weiß und roth, wie andere Menschen, die Schüsseln und Tassen weiße Ränder und die Messer und Löffel weiße Stiele; auch die Decke seines Zimmers war weiß geworden und die Laken und Kissen auf seinem Bette. Da öffnete sich die Thür und die Prinzessin trat ein, grüßte ihn noch viel freundlicher als das Erstemal und er bemerkte, daß auch sie einen weißen Schleier trug, der wallte ihr bis auf die Brust herab. „Nun halte nur noch zwei Nächte aus, mein Erlöser,“ sprach sie, „und Alles ist gut. Laß dich nichts anfechten, was auch um dich herum vorgehen mag, es geschieht dir nichts zu Leide.“ Alsdann reichte sie ihm holdseelig lächelnd ihre Hand und verschwand wieder mit ihren beiden Kammerjungfern.

Dem Wachtmeister hüpfte das Herz im Leibe wie ein Eichhörnchen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_019.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)