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will ich mich vertheidigen.“ Die Riesen lachten, rückten die Stühle in einen Halbkreis und sprachen: „Nun fange an, du Erdwurm.“ „Setzt euch alle zuvor, wie es einem ordentlichen Gericht gebührt.“ Als sie dieß gethan hatten, nahm das Schneiderlein einen Schemel, setzte sich vor sie hin, stopfte sich eine Pfeife und blies die dicken Wolken so vor sich hin. „Wirds bald?“ frugen die Riesen. „Ei ich bin schon fertig, nun mögt ihr euch vertheidigen, denn ich verurtheile euch alle zum Tode.“ Die Riesen lachten Anfangs, als ihnen die Sache aber zu lange dauerte wollten sie aufstehn und das Schneiderlein fassen, da klebten sie alle fest und keiner konnte ein Glied rühren. „Nun wirds bald?“ frug das Schneiderlein und lachte, nahm sein Stöckchen und schlug sie alle auf die Köpfe, einen nach dem andern, da fielen sie hin und waren todt.

„Jetzt will ich von der Arbeit ausruhen“ sprach das Schneiderlein zu sich selbst, aber darin betrog es sich gewaltig. Im selben Augenblick hörte es, wie einer mit schweren Tritten die Treppe herauf kam, die Thür flog auf und herein schritt ein Riese, noch einmal so groß als die andern. Das war aber der Riesenkönig, der eben von der Jagd nach Hause kam. Als dieser sah, was vorgegangen war, frug er das Schneiderlein, wer die Riesen ermordet habe? „Das hab ich gethan.“ „Hast du das gethan dann bekommst du deine Strafe dafür. Zum Fressen bist du zu schlecht, aber als Spatzenscheuche kannst du allenfalls dienen, darum will ich dich in den Garten aufhängen.“ Sprachs, hob das Schneiderlein bei den Beinen auf und trug es in den Garten, wo ein

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_013.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)