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am Lesen war, da ruhte er nicht, bis er es ganz ausgelesen hatte. Jetzt wußte er wohl, daß der Schimmel eine verwünschte Prinzessin und der Riese ihr Vater sei, daß das Schloß ihr gehöre und sie jede Nacht Menschengestalt annähmen, auch wußte er, wie sie erlöst werden konnten, aber im selben Augenblick stand auch das graue Männchen vor ihm und fragte zornig: „Was hast du gemacht?“ Läugnen half da nicht, das Männchen faßte ihn beim Kragen und warf ihn vor die Thür des Schlosses, indem es sprach: „Hättest du nur ein Jahr lang meinen Rathschlägen gefolgt, dann warst du glücklich auf Lebenszeit, jetzt magst du die Säue hüten. Das hast du davon“ und da flog das Thor hinter ihm zu.

Da stand er nun im wilden Walde und ganz mutterseelenallein. Er faßte aber bald Muth, dachte, es sei ja nicht Alles verloren und er wisse doch, wie er die Prinzessin erlösen könne, schnitt sich einen Stock und arbeitete sich durch das Gebüsch. Viele Tage ging er also weiter und nährte sich von Wurzeln und Kräutern. Endlich wurde es lichter und er kam an ein Dorf. Da frug er die Bauern, ob es keinen Dienst für ihn gebe? „Ja wohl,“ sprach einer von ihnen, „wenn du mir die Säue hüten willst, dann kannst du bei mir ankommen.“ Das war allerdings hart und besonders jetzt, nachdem er es lange Zeit so gut gehabt hatte, aber was wollte er machen? Er wurde mit dem Bauern um einen geringen Lohn einig, bekam ein Eckchen neben dem Schweinestall als Schlafstelle und trieb am folgenden Morgen mit seinen Schweinen aus. Wie er nun so auf dem Felde saß und über sein

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_005.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)