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raubte ihr den Atem und brachte ihr Erstickungsanfälle. Da sie Aether beruhigte, sagte man ihr, es sei „nervös“, es „bedeute nichts“, und nichts war ihr lieber, als dem zuzustimmen.

Um sich zu zerstreuen, schraubte sie die Lampe höher, schlug zum Schutze ihrer so übermäßig empfindlich gewordenen Augen den Schirm nieder und nahm ein Buch zur Hand. Aber sie fuhr zusammen und warf es ins Feuer.

Welche Manie – dachte sie – haben denn alle diese Frauen, immer das ewige Lied von glücklicher oder unglücklicher Liebe zu wiederholen! Wie kann man sich so sehr für zumeist ehebrecherische Liebe begeistern! Dem Kommen und Gehen eines Pärchens nachzuspüren, das sich verfolgt, sich flieht, oder sich trifft, oder, wie hinter einem Vorhang versteckt, seine Gespräche, seine Küsse, belauschen? Wie schmutzig das alles doch eigentlich ist!

Manchmal, ja, da trifft man einen Autor, der, scheint’s, nur eine Leidenschaft in sein Buch eingeschmuggelt hat, um als Bindeglied oder Lockspeise für den Leser zu dienen, damit er ihm in seiner ernsten Charakter- oder Sittenstudie folge. Da begegnet man Gedanken, bei denen man stehen bleibt, Auseinandersetzungen,