Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/86

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die Hand gestützt, saß sie da, überwältigt von besorgten Gedanken. Lange starrte sie vor sich hin, regunglos, geisterhaft; die zurückgefallenen Spitzen ließen den blendend weißen Arm sehen, ihr Auge glänzte, und hie und da rollte eine Träne über ihre Wangen. Ein harter bitterer Kampf vollzog sich in dieser starken, edlen Frauenseele. Sie schien wie erlahmt. Müde legte sie ihr Haupt auf die Lehne des Sessels und schloß die Augen. Sie dachte an Fred, wie froh und heiter er wohl heute sein mochte. Doch sie – sie wird jede Gelegenheit meiden, ihn zu sehen, sich ihm zu zeigen. Ob er wohl ein einziges Mal an sie denkt? Er sagte ihr, daß er sie liebe, weiß denn ein Mann in seinen Jahren, was Liebe, wahre innige Liebe ist? Und wenn er später diese Liebe bereuen sollte, falls sie an seiner Seite bliebe: er jünger als sie; er in seiner besten Manneskraft, sie mit weißen Haaren an den Schläfen – was dann? „Nein, niemals, Fred,“ rief sie leidenschaftlich erstickter Stimme, „lieber sterben im Vollgefühl der Vorstellung: wie schön es hätte sein können, wäre er früher geboren!“

Frau von Ellissen erhob sich und streckte stehend die Hände nach seinem Bilde dort auf ihrem Schreibtisch. Da stand er vor ihr, so wie er ahnungslos