Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/76

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verheiratet, der schon nicht mehr jung war und ein Kind auf dem Halse hatte. Er war ein guter Mann, ich muß es zugeben, aber ziemlich brummig, herrschsüchtig, der mit dir, wie ich mich wohl erinnere, immer schonungslos umgesprungen ist. Er gestattete dir gar nichts ohne seine ausdrückliche Erlaubnis, und du weintest vom Morgen bis zum Abend über seine Zurechtweisungen, ohne die Kraft zu finden, dich aufzulehnen, ihm deinen Willen des gleichberechtigten freien Wesens entgegenzustellen. Du hättest dich wohl gehütet!“

„Gewiß,“ murmelte die junge Frau, die ein schmerzlicher Schauer überfuhr.

„Und warum das?“

„Ich verdankte deinem Vater alles, was ich besaß, ich war allein, Stella, ganz allein! – Und um Frieden zu finden …“

„Das ist’s wohl: du hast aus Feigheit nachgegeben, um dir die Anstrengung des Kampfes zu sparen und auch weil du aufrichtig und naiv glaubtest, deine Pflicht zu erfüllen.“

„Ja.“

„Und dein Glück, bitte? Dieses unser Ziel, von dem du vorhin sprachst, wo hast du es gefunden?“