es vorgezogen, die Scheiben zu zerbrechen; wie er will. Es ist doch natürlich, nicht wahr, wenn man das Gitter des Käfigs zerbricht, daß der Vogel davonfliegt. Das ist doch nur logisch. Mein einziges Bedauern ist der Kummer, den ich euch beiden bereite. Aber schließlich, es ist zu spat für alles … da ich in den Armen eines Anderen sein werde. Also, meine Liebe, ich umarme dich und sage dir adieu, auf Wiedersehen, wenn der Zufall es so fügt.
Mira stand stumm und totenblaß da. Da trat der Diener ein und reichte ihr auf einer kleinen Tasse ein Telegramm. Es enthielt nur die beiden Worte:
„Kommen Sie!
Herzzerreißend schrie das junge Weib auf: „Er ruft mich – – – das heißt, daß er stirbt!“
Noch in derselben Nacht reiste Frau von Ellissen ab. Es war ihr unmöglich zu warten; wie verzweifelt stürzte sie sich in den nächsten Zug. Ihr ganzes Wesen konzentrierte sich auf diese eine Zeile, die sie in der nahenden Dämmerung noch lesen konnte. Unter den aufgetürmten Wolkenmassen glänzte noch ein grüngoldener Schein am Horizont. Dort war Fred, von dort aus rief er sie.
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/277&oldid=- (Version vom 31.7.2018)