Und sie fühlten sich freier „unter sich“ diese jungen Frauen, in Flirts, die die Grenzen des Erlaubten oft überschritten.
Stella hatte für diese Empfänge besonders geschmückte Kleider eingeführt. Sie selber strahlte in einem weißen Kleid, unter der Brust gegürtet, eng an die Hüften anschließend, über dem Mieder lose, ein wenig ausgeschnitten, die Arme nackt bis zu den Ellenbogen. Mit frischen Blumen parfümiert … das war das Geheimnis ihres lebhaften, berauschenden Duftes … verbreitete sie eine bestrickende Lieblichkeit. Jede ihrer Bewegungen verbreitete die Düfte eines Buketts. Sie hatte Treibhäuser für ihren eigenen und intimen Gebrauch. Die Blumen waren in die Falten ihrer Röcke genäht oder wurden auf ihrer warmen Haut zerdrückt. Der zarteste Geruch anderer Frauen wirkte störend; der ihre erweckte einen wahren sinnlichen Rausch. Der junge Leutnant fragte sie, während er ihren Duft gierig einsog, in welchem Hyazinthenbeet sie im Morgentau gelegen sei.
Gegen Abend, als man schon etwas warm geworden war, wirkte sie auf die Schüchternsten verwirrend bis zur Besinnlosigkeit, besonders wenn sie sich darin gefiel, die Naive zu spielen, oder eine fast
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)