„Und jetzt, da Sie gekommen sind, verabschiede ich mich … es ist schon spät … guten Abend, Kinder … auf Wiedersehen!“
„O meine Liebe, wie gut du bist!“ sagte Alice. Eine neue Vermutung erwachte in ihrer eifersüchtigen Seele. Stella liebte Fernand nicht, aber er begehrte Stella. Die Gefahr war geringer, wenn auch die Demütigung die ihr Stolz und ihre Liebe erlitten, nicht weniger schmerzhaft waren. Sie stand auf. Trotz ihres entstellten Körpers noch immer geschmeidig umarmte sie ihre Freundin. Diese flüsterte ihr ins Ohr:
„Jetzt söhne dich wieder aus, ja … gleich! Du mußt wissen, ich habe vor Fernand ganz das Gegenteil gesagt von dem was ich mir dachte. Aber die Männer wollen betrogen sein. Auf Morgen, mein Kleines!“
„Ich habe dich sehr lieb, wirklich!“ murmelte die junge Frau gerührt.
„Und ich dich auch!“ antwortete Stella, „Auf Wiedersehen“ sagte sie, als sie an Fernand vorbei ging, ohne ihn anzusehen.
Aber er eilte auf sie zu, um sie hinaus zu begleiten. Sie blieb plötzlich stehen und sagte kurz:
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/239&oldid=- (Version vom 31.7.2018)