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Mira, durch die Angst vor den Abschiedsküssen angespornt, schleppte sich längs des Treppengeländers hinauf und ging ganz verstört in ihr Zimmer. In diesem Augenblick hätte sie sterben, verückt werden mögen, um ihren Schmerz nicht mehr zu fühlen.

Nur die Angst, sich Fred zu verraten, war während der Todeszuckungen ihres Herzens in ihr lebendig. Sie rief jammernd aus:

„Nur noch eine Minute Mut! Noch eine einzige Kraftanstrengung! … Dann ist es vorüber … ich werde befreit sein … ich werde endlich weinen können!“

Sie ermahnte sich, wie der Kranke unter den Händen eines Operateurs, nicht zu weinen so lange die Qual ihre Seele zerfleischte. Die Hände auf ihrer Brust schienen das Rieseln des Blutes aufhalten zu wollen. Sie drückte ein mit Äther befeuchtetes Tuch gegen ihr Gesicht und atmete den Geruch heftig ein. Sie suchte die Schmerzlosigkeit. Jedes Geräusch, das sie vor ihrer Tür hörte, ließ sie in einem langen Schauder erheben.

Stella trat ein.

„Arme Mira“ sagte sie, sie an den Schultern fassend und sie an ihr stolzes Herz drückend. Und zum ersten Mal wieder zärtlich: „Ich habe dich ja so