Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/21

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küssen darf und zuweilen Ihr Haar, so kann das meinen Wonnedurst nicht löschen. In mir glühen Unruhe und das ungestillte Verlangen nach vollster Erfüllung göttlich-menschlicher, körperlich-idealer Freuden. Meine Jugend spornt mich, wie ein Bündel Stacheln, und ich konstatiere mit Schrecken, das unser herrliches Verhältnis auf Abwege zu geraten beginnt. Ich gehe auf die Eroberung Ihrer Schönheit aus; durch dieses Blendwerk haben Sie in dem kaum talentvollen Dichter und Musiker, der ich bis dahin war, den vielleicht genialen Künstler geweckt. Er schlummerte in mir, und ich hätte ihn wahrscheinlich in Frieden ruhen lassen, wenn ich nicht gedacht hätte, daß ich um Sie, die Hohe, zu gewinnen, wachsen, meine Stirne über alle andern erheben, der gebietende Meister werden müsse, dessen souveräne Macht keiner Weigerung begegnet. Und ich habe gearbeitet; Sie wissen mit welchem Eifer! In wenigen Jahren vervollkommneten sich meine Kenntnisse, es wuchsen mir Flügel. Ich fühlte die klare, tiefe Quelle der Inspiration in mir rauschen, bereit, jetzt meinem Innern zu entströmen. Schon hatten meine ersten Werke einen unverhofften Widerhall für einen Künstler, der sich in die Provinz vergräbt, gefunden.