Gewiß, keine übelwollenden Auslegungen und auch kein ungerechter Zorn, besonders nicht von Stella, konnten ihn erschrecken, aber konnte er erlauben, dulden, daß sie seinetwegen Qualen erleiden mußte? An ihm war es, das notwendige Opfer zu bringen.. sich von ihr zu trennen!
Er verzweifelte bei diesem Gedanken. Sein Gang war unsicher auf dem weiten Weg nach Hause.
Wie grausam war das Leben! Dieses Leben hatte sich so ganz anders gestaltet, dieses zusammenhangslose unordentliche Leben, verächtlich wie ein Glückspiel! Dieses Leben von dem man sagt: O! wenn man es doch noch einmal beginnen konnte! Aber man kann es nicht wieder beginnen. Man lebt es zu Ende wie eine Maschine, feig oder heroisch, je nach dem Maß von Kraft, über welches man verfügt. Und er zeigte sich feig, feig, immer gleich bereit ein Ende zu machen. Anstatt die Ereignisse herauszufordern und zu bekämpfen, erwartete er sie und ließ sie über sich ergehen.
Bei diesem Punkt seiner inneren Betrachtung wuchs seine Verzweiflung bei dem Gedanken, daß seine Kunst infolge seines Charakters fortwährend im Sinken war.
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/183&oldid=- (Version vom 31.7.2018)