Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/159

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und das genügt. Ich werfe mich heftig zurück, und zwar auf den Gegensatz zu ihrem Denken; das ist sogar meine einzige Verhaltungsmaßregel: sie macht dies, ich mache das, gerade das Gegenteil. Sie hat Herz – ich nicht mehr! Sie überlegt mit dem Herzen, ich überlege mit dem Gehirn. Wenn sie gibt, so nehm’ ich, wenn sie weint, so lache ich! Recht einfach, wie sie sehen: ich will ihr nicht ähnlich sein, ich will nicht leben, wie sie; denn sie hat gelitten. Sagen Sie mir doch, warum sie von Tag zu Tag blässer wird; ihre Augen verraten, daß sie leidet – an irgend einem Kummer leidet. Ich bin kein kleines Mädchen mehr – warum nennt sie mir nicht den Grund? Warum immer ein Seufzer? und das erst so recht, seitdem ich ihr gesagt, daß ich Fred will, daß ich seine Frau werden will. Ich muß doch eines Tages heiraten?“

„Das Leid erschreckt Sie also sehr, mein Kind?“

„Ich finde es ungerecht und unnütz, vor allem unnütz.“

„Das ist nicht meine Ansicht. Sie wissen, daß ich aus eigener Kenntnis der Sache sprechen kann, nicht wahr?“

„Gewiß.“

„Nun! Im Alter, daß ich erreicht, nachdem ich alle Grausamkeit eines Lebens ertragen, das ich mir