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mehr von dem eingerolltem Rande gehalten wurden und da die Absonderung aufzuhören begann, rollten sie eine Strecke weit in dem vom Rande gebildeten Canal hinab.

11. Versuch. – Glasstückchen wurden auf die Ränder zweier schöner junger Blätter gelegt. Nach 2 Stunden 30 Minuten wurde der Rand des einen sicher unbedeutend eingebogen; die Einkrümmung nahm aber nie zu und verschwand wieder in 16 Stunden 30 Minuten von der Zeit an, wo die Stückchen zuerst aufgelegt worden waren. Am zweiten Blatte war in 2 Stunden 15 Minuten eine Spur von Einwärtsbiegung zu sehen, welche in 7 Stunden ausgesprochen war, aber nach 19 Stunden 30 Minuten deutlich abgenommen hatte. Die Bruchstückchen erregten höchstens eine zweifelhafte und unbedeutende Zunahme der Absonderung und in zwei anderen Versuchen konnte keine Zunahme bemerkt werden. Stückchen Kohlenasche, die auf ein Blatt gelegt wurde, brachten keine Wirkung hervor, entweder in Folge ihrer Leichtigkeit oder weil das Blatt torpid war.

12. Versuch. – Ich wende mich jetzt zur Wirkung von Flüssigkeiten. Eine Reihe von Tropfen eines starken Aufgusses von rohem Fleisch wurde den Rändern zweier Blätter entlang gelegt, während mit demselben Aufgusz getränkte Schwammstückchen auf den gegenüberliegenden Rand gebracht wurden. Meine Absicht war, zu ermitteln, ob eine Flüssigkeit so energisch einwirken würde wie ein Körper, welcher dieselbe lösliche Substanz den Drüsen abgibt. Es war kein deutlicher Unterschied nachweisbar, sicherlich keiner in Bezug auf den Grad der Einwärtskrümmung; es blieb aber die Einbiegung um die Schwammstückchen länger bestehen, wie sich vielleicht aus dem Grunde hätte erwarten lassen, dasz der Schwamm längere Zeit feucht blieb und stickstoffhaltige Substanz darbot. Die Ränder mit den Tropfen wurden in 2 Stunden 17 Minuten deutlich eingebogen. Die Einwärtskrümmung nahm später etwas zu, hatte aber nach 24 Stunden bedeutend abgenommen.

13. Versuch. – Tropfen desselben starken Aufgusses von rohem Fleisch wurden der Mittelrippe eines jungen und ziemlich tief concaven Blattes entlang aufgelegt. Die Entfernung quer über den breitesten Theil des Blattes zwischen den naturgemäsz einwärts gebogenen Rändern betrug 0,55 Zoll (13,97 Mm.) In 3 Stunden 27 Minuten war die Entfernung kleiner; in 6 Stunden 27 Minuten betrug sie genau 0,45 Zoll (11,43 Mm.) und hatte daher um 1/10 Zoll (2,54 Mm.) abgenommen. Nach nur 10 Stunden 37 Minuten fieng der Rand an, sich wieder auszubreiten, denn die Entfernung von Kante zu Kante war nun eine Spur gröszer, und nach 24 Stunden 20 Minuten war sie innerhalb einer Haaresbreite so grosz, wie sie es war, als die Tropfen zuerst auf das Blatt gebracht wurden. Aus diesem Versuche sehen wir, dasz der motorische Impuls bis zu einer Entfernung von 0,22 Zoll (5,59 Mm.) in querer Richtung von der Mittelrippe nach beiden Rändern hin fortgeleitet werden kann; es würde aber sicherer sein, zu sagen, 0,2 Zoll (5,08 Mm.), da die Tropfen sich ein wenig über die Mittelrippe hinaus ausbreiten. Die hierdurch verursachte Einwärtskrümmung währte eine ungewöhnlich kurze Zeit.

14. Versuch. – Drei Tropfen einer Lösung von einem Theil kohlensauren Ammoniaks auf 218 Theile Wasser (2 Gran auf 1 Unze)

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_338.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)