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hatte, wieder bewegen würde; nach 10 Stunden war eine Spur von Einkrümmung vorhanden, dieselbe nahm aber während der nächsten 24 Stunden nicht zu. Desgleichen wurde ein Stückchen Fleisch auf den Rand eines Blattes gelegt, welches vier Tage früher über einem Stück Fliege stark eingekrümmt worden war und sich dann wieder ausgebreitet hatte; das Fleisch verursachte auch nicht einmal eine Spur von Einkrümmung. Im Gegentheil bogen sich die Ränder etwas zurück, als wären sie beschädigt, und blieben so die nächstfolgenden drei Tage lang, so lange das Blatt beobachtet wurde.

5. Versuch. – Ein groszes Stück einer Fliege wurde halbwegs zwischen die Mittelrippe und den einen Rand gelegt. Ein kurzer Abschnitt dieses Randes der Fliege gerade gegenüber zeigte nach 3 Stunden eine Spur von Einkrümmung, und war nach 7 Stunden stark eingebogen. Nach 24 Stunden war der einwärts gefaltete Rand nur 0,16 Zoll (4,064 Mm.) von der Mittelrippe entfernt. Der Rand fieng nun an, sich wieder auszubreiten, trotzdem die Fliege auf dem Blatte liegen gelassen

Fig. 16. (Pinguicula vulgaris)
Umrisz eines Blattes, dessen rechter rand sich gegen zwei viereckige Stückchen Fleisch eingebogen hatte.

wurde, so dasz am nächsten Morgen (d. h. 48 Stunden von der Zeit an, wo die Fliege zuerst aufgelegt wurde) der eingefaltete Rand beinahe vollständig seine ursprüngliche Stellung wieder erlangt hatte, da er nun 0,3 Zoll (7,62 Mm.) (anstatt 0,16 Zoll) von der Mittelrippe entfernt war. Indessen war immer noch eine Spur von Biegung sichtbar.

6. Versuch. – Ein junges und concaves Blatt wurde ausgesucht, dessen Ränder unbedeutend und auf natürliche Weise eingekrümmt waren. Zwei ziemlich grosze, längliche, rechteckige Stückchen gerösteten Fleisches wurden nun, 0,46 Zoll (11,68 Mm.) von einander entfernt, so aufgelegt, dasz ihre Enden den ein gefalteten Rand berührten. Nach 24 Stunden war der Rand bedeutend und gleichmäszig eingebogen (s. Fig. 16), und zwar über die ganze Strecke und noch 0,12 oder 0,13 Zoll (3,048 oder 3,302 Mm.) oberhalb und unterhalb eines jeden Stückes; es war daher der Rand zwischen den beiden Stücken in einer gröszeren Ausdehnung afficirt worden, in Folge ihrer verbundenen Einwirkung, als jenseits derselben. Die Fleischstückchen waren zu grosz, um vom Rande umfaszt werden zu können, sie wurden aufgerichtet, eines von ihnen so, dasz es beinahe senkrecht stand. Nach 48 Stunden war der Rand beinahe ausgebreitet und die Fleischstückchen waren herabgesunken. Als das Blatt nach zwei Tagen wieder untersucht wurde, war der Rand vollständig wieder ausgebreitet, mit Ausnahme des naturgemäsz eingefalteten Randes, und eines der Fleischstückchen deren Ende zuerst die Kante berührt hatte, war nun 0,067 Zoll (1,70 Mm.) von ihr entfernt, so dasz dies Stückchen um so viel quer über die Blattscheibe geschoben worden war.

7. Versuch. – Ein Stückchen Fleisch wurde dicht an den eingekrümmten Rand eines ziemlich jungen Blattes gelegt und wurde, nachdem sich der Rand wieder ausgebreitet hatte, 0,11 Zoll (2,795 Mm.)

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)