Seite:De Darwin Insectenfressende Pflanzen 332.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Sechszehntes Capitel.
Pinguicula.

Pinguicula vulgaris. – Bau der Blätter. – Grosze Zahl der gefangenen Insecten und anderer Gegenstände. – Bewegung der Blattränder. – Nutzen dieser Bewegung. – Absonderung, Verdauung und Aufsaugung. – Wirkung des Secrets auf verschiedene animale und vegetabilische Substanzen. – Die Wirkungen von Substanzen, welche keine löslichen stickstoffhaltigen Substanzen enthalten, auf die Drüsen. – Pinguicula grandiflora.Pinguicula lusitanica, fängt Insecten. – Bewegung der Blätter, Absonderung und Verdauung.

Pinguicula vulgaris. – Diese Pflanze wächst an feuchten Stellen, meistens auf Bergen. Sie trägt im Mittel acht, ziemlich dicke, oblonge, hellgrüne Blätter, welche kaum irgend einen Stiel haben. Ein die volle Grösze erreichendes Blatt miszt ungefähr 1½ Zoll in der Länge und ¾ Zoll in der Breite. Die jungen mittleren Blätter sind tief concav und ragen nach oben vor; die älteren, nach der Auszenseite hin stehenden, sind eben oder concav und liegen dicht am Boden, wo sie eine Rosette von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser bilden. Die Ränder der Blätter sind einwärts gekrümmt. Ihre obere Fläche ist dicht mit zweierlei Art drüsiger Haare besetzt, welche in der Grösze der Drüsen und der Länge ihrer Stiele von einander abweichen. Die gröszeren Drüsen haben einen kreisförmigen Umfang, wenn sie von oben betrachtet werden, und sind mäszig dick; sie sind durch strahlenförmig angeordnete Scheidewände in sechszehn Zellen getheilt, welche hellgrüne, homogene Flüssigkeit enthalten. Sie werden von länglichen, einzelligen Stielen (welche einen Kern und ein Kernkörperchen enthalten) getragen, die auf leichten Hervorragungen stehen. Die kleinen Drüsen weichen nur darin ab, dasz sie nur von der halben Anzahl von Zellen gebildet werden, welche viel blässere Flüssigkeit enthalten und von viel kürzeren Stielen getragen werden. Nahe der Mittelrippe nach der Basis des Blattes zu sind die Stiele vielzellig, sind länger als irgendwo anders und tragen kleinere Drüsen. Alle Drüsen sondern eine farblose Flüssigkeit ab, welche so klebrig ist, dasz man, wie ich gesehen habe, einen Faden von 18 Zoll Länge ausziehen kann; in diesem Falle wurde aber die Flüssigkeit von einer Drüse abgesondert,

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_332.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)