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Folge der Gegenwart von etwas eiweiszartiger Substanz, wie vorher auseinandergesetzt wurde aber die Einbiegung nahm augenblicklich zu, und war nach 1 Stunde stark ausgesprochen; so dasz Hyoscyamus nicht wie ein Narcoticum oder ein Gift wirkt.

Gift aus dem Giftzahn einer lebenden Otter. – Minutiöse Tropfen wurden auf die Drüsen von vielen Tentakeln gebracht; diese wurden schnell eingebogen, gerade als ob ihnen Speichel gegeben worden wäre. Am nächsten Morgen, nach 17 Stunden 30 Minuten, fiengen alle an, sich wieder auszubreiten und sie schienen unverletzt zu sein.

Gift der Cobra (Brillenschlange). – Dr. Fayrer, durch seine Untersuchungen über das Gift dieser tödtlichen Schlange wohl bekannt, war so gütig, mir etwas davon in getrocknetem Zustande zu geben. Es ist eine eiweiszartige Substanz und man glaubt, dasz sie das Ptyalin des Speichels ersetze[1]. Ein kleiner Tropfen (ungefähr 1/20 Minim) einer Lösung von einem Theil auf 437 Theile Wasser wurde an das Secret um vier Drüsen gehalten, so dasz jede nur ungefähr 1/38400 Gran (0,0016 Milligr.) erhielt. Die Operation wurde bei vier andern Drüsen wiederholt; und in 15 Minuten wurden mehrere der acht Tentakeln gut eingebogen, und sie alle in 2 Stunden. Am nächsten Morgen, nach 24 Stunden, waren sie noch eingebogen und die Drüsen von sehr blasz rosa Farbe. Nach weiteren 24 Stunden waren sie beinahe wieder ausgebreitet, und am folgenden Tage vollständig; aber die meisten Drüsen blieben beinahe weisz.

Halbe Minims derselben Lösung wurden auf die Scheiben von drei Blättern gebracht, so dasz jedes 1/960 Gran (0,0675 Milligr.) erhielt; in 4 Stunden 15 Minuten waren die äuszeren Tentakeln sehr eingebogen; und nach 6 Stunden 30 Minuten waren sie an zweien der Blätter dicht eingebogen, ebenso die Scheibe des einen; das dritte Blatt war nur mäszig afficirt. Die Blätter blieben während des nächsten Tages in demselben Zustande, aber breiteten sich nach 48 Stunden wieder aus.

Drei Blätter wurden nun jedes in dreiszig Minims der Lösung eingetaucht, so dasz jedes 1/16 Gran oder 4,048 Milligr. erhielt. In 6 Minuten war etwas Einbiegung da, welche stetig zunahm, so dasz nach 2 Stunden 30 Minuten alle drei Blätter dicht eingebogen waren; die Drüsen waren zuerst etwas geschwärzt, und wurden dann blasz; und das Protoplasma in den Zellen der Tentakeln war theilweise zusammengeballt. Die kleinen Massen von Protoplasma wurden nach 3 Stunden untersucht, und nach 7 Stunden wieder, und bei keiner andern Gelegenheit habe ich sie so rapide Formveränderungen erleiden sehen. Nach 8 Stunden 30 Minuten waren die Drüsen ganz weisz geworden; sie hatten keine grosze Menge Schleim abgesondert. Die Blätter wurden nun in Wasser gelegt, und waren nach 40 Stunden wieder ausgebreitet, wodurch bewiesen wurde, dasz Sie nicht sehr oder gar nicht verletzt waren. Während ihres Eintauchens in Wasser wurde das Protoplasma in den Zellen der Tentakeln gelegentlich untersucht und immer in starker Bewegung gefunden.

Zwei Blätter wurden ferner jedes in dreiszig Minims einer viel stärkeren Lösung, von einem Theil auf 109 Theile Wasser, getaucht; so dasz jedes 1/4 Gran oder 16,2 Milligr. erhielt. Nach 1 Stunde 45 Minuten

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)

  1. Dr. Fayrer, The Thanatophidia of India, 1872, p. 150