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bedeutende Einbiegung; dem ohngeachtet starben die Blätter alle nach zwei Tagen.

Propionsäure. – Drei Blätter wurden in neunzig Minims einer Mischung von einem Theil auf 437 Theile Wasser getaucht; in 1 Stunde 50 Minuten war keine Einbiegung da; aber nach 3 Stunden 40 Minuten war ein Blatt stark eingebogen und die andern zwei leicht. Die Einbiegung fuhr fort, zuzunehmen, so dasz in 8 Stunden alle drei Blätter dicht eingebogen waren. Am nächsten Morgen, nach 20 Stunden, waren die meisten Drüsen sehr blasz, aber ein paar waren beinahe schwarz. Kein Schleim war abgesondert worden, und die umgebende Flüssigkeit war nur gerade bemerkbar mit einem blassen Rosa gefärbt. Nach 46 Stunden wurden die Blätter leicht schlaff und waren augenscheinlich getödtet, was später durch das Liegenlassen derselben in Wasser als richtig bewiesen wurde. Das Protoplasma in den dicht eingebogenen Tentakeln war nicht im Geringsten zusammengeballt, aber nach ihren Basen zu war es zu kleinen bräunlichen Massen auf dem Boden der Zellen angesammelt. Dieses Protoplasma war todt; denn als das Blatt in einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak gelassen wurde, trat keine Zusammenballung ein. Propionsäure ist in hohem Grade giftig für die Drosera wie die verwandte Essigsäure, aber verursacht Einbiegung in einem viel langsameren Tempo.

Ölsäure (mir von Prof. Frankland gegeben). – Drei Blätter wurden in diese Säure getaucht, etwas Einbiegung wurde beinah sofort verursacht, welche leicht zunahm, aber dann aufhörte; die Blätter schienen dann getödtet zu sein. Am nächsten Morgen waren sie ziemlich zusammengeschrumpft und viele Drüsen waren von den Tentakeln abgefallen. Tropfen dieser Säure wurden auf die Scheiben von vier Blättern gebracht; in 40 Minuten waren alle Tentakeln stark eingebogen, ausgenommen die äuszersten randständigen; und viele dieser wurden nach 3 Stunden eingebogen. Ich war dadurch darauf geführt worden, diese Säure zu versuchen, als ich vermuthete, dasz sie in Olivenöl vorhanden sei, was nicht der Fall zu sein scheint[1], dessen Wirkung so anomal ist. So verursachen Tropfen dieses Öls, auf die Scheiben gebracht, keine Einbiegung der äuszeren Tentakeln; als jedoch kleine Tropfen zu dem, die Drüsen der äuszeren Tentakeln umgebenden Secrete hinzugefügt wurden, wurden dieselben gelegentlich, aber durchaus nicht immer, eingebogen. Zwei Blätter wurden auch in dieses Öl eingetaucht und in ungefähr 12 Stunden war keine Einbiegung da; aber nach 23 Stunden waren beinahe alle Tentakeln eingebogen. Drei Blätter wurden gleichfalls in ungekochtes Lein-Öl getaucht, und wurden bald ein wenig und nach 3 Stunden stark eingebogen. Nach 1 Stunde war die Absonderung um die Drüsen rosa gefärbt. Ich folgere aus dieser letzten Thatsache, dasz die Fähigkeit des Lein-Öls, Einbiegung zu verursachen, nicht dem Eiweisz zuzuschreiben ist, welches es enthalten soll.

Carbolsäure. – Zwei Blätter wurden in sechzig Minims einer Lösung von 1 Gran auf 437 Theile Wasser getaucht; in 7 Stunden war eins leicht und in 24 Stunden beide dicht eingebogen; dabei war eine

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)

  1. s. die Artikel über Glycerin und Ölsäure in Watt's Diction. of Chemistry.