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grosze Blätter gebracht; die Gelatine war in zwei Tagen verflüssigt und sauer geworden, rief aber keine starke Einbiegung hervor. Die Blätter fiengen nach vier oder fünf Tagen an, sich wieder auszubreiten, wobei viel klebrige Flüssigkeit auf ihren Scheiben liegen blieb, als wenn nur wenig absorbirt worden wäre. Eines dieser Blätter fieng, sobald es sich wieder ausgebreitet hatte, eine kleine Fliege und war nach 24 Stunden dicht eingebogen; woraus hervorgeht, um wie viel wirksamer die von einem Insect aufgesaugte thierische Substanz ist als Gelatine. Einige gröszere, fünf Tage lang in Wasser eingeweichte Stücke Gelatine wurden dann auf drei Blätter gebracht, diese wurden aber nicht eher als am dritten Tage bedeutend eingebogen; auch war die Gelatine nicht vor dem vierten Tage vollständig verflüssigt. An diesem Tage fieng das eine Blatt an, sich wieder auszubreiten, das zweite am fünften, das dritte am sechsten Tage. Diese verschiedenen Thatsachen beweisen, dasz die Gelatine durchaus nicht energisch auf die Drosera einwirkt.

Im letzten Capitel wurde gezeigt, dasz eine Lösung von Hausenblase, wie sie im Handel vorkommt, so dick wie Milch oder Rahm eine starke Einbiegung veranlaszt. Ich wünschte daher ihre Einwirkung mit der der reinen Gelatine zu vergleichen. Lösungen von einem Theile beider Substanzen in 218 Theilen Wasser wurden gemacht, und halbe Minim-Tropfen (0,0296 Cub. Cent.) auf die Scheiben von acht Blättern gethan, so dasz ein jedes 1/480 Gran (0,135 Milligr.) erhielt. Die vier Blätter mit der Hausenblase wurden viel stärker eingebogen als die andern vier. Ich schliesze daher hieraus, dasz die Hausenblase etwas, wennschon vielleicht sehr wenig, lösliche albuminiöse Substanz enthält. Sobald diese acht Blätter sich wieder ausgebreitet hatten, wurden ihnen Stöckchen gerösteten Fleisches gegeben, und alle wurden in einigen Stunden bedeutend eingebogen; was wiederum zeigt, wie viel mehr Fleisch die Drosera reizt, als es Gelatine oder Hausenblase thut. Dies ist eine interessante Thatsache, da es wohl bekannt ist, dasz Gelatine für sich allein nur wenig im Stande ist, Thiere zu ernähren [1].

Chondrin. – Dies schickte mir Dr. Moore im gallertigen Zustande. Etwas davon wurde langsam getrocknet und ein kleines

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_099.jpg&oldid=- (Version vom 23.6.2019)



  1. Dr. Lauder Brunton theilt in dem „Medical Record“, Januar 1873, p. 36 einen Bericht über Voit's Ansicht mit von der indirecten Rolle, welche die Gelatine bei der Ernährung spielt.