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Ich machte dann Versuche mit etwas reinem weiszen Fibrin, welches mir Dr. Burdon Sanderson geschickt hatte.

1. Versuch. – Zwei Stückchen, kaum 1/20 Zoll (1,27 Mm.) im Geviert, wurden auf die entgegengesetzten Seiten eines und desselben Blattes gelegt. Eines derselben reizte die umgebenden Tentakeln gar nicht, und die Drüse, auf welcher es lag, vertrocknete bald. Das andere Stückchen bewirkte, dasz sich einige wenige der kurzen in der Nähe befindlichen Tentakeln einbogen, während die entfernteren nicht afficirt wurden. Nach 24 Stunden waren beide beinahe, und nach 72 Stunden beide vollständig aufgelöst.

2. Versuch. – Derselbe Versuch wurde mit demselben Resultate angestellt, indem auch hier nur eines der heiden Fibrinstückchen die kurzen umgebenden Tentakeln reizte. Die Einwirkung auf dieses Stückchen erfolgte so langsam, dasz ich es nach Verlauf eines Tages auf ein paar frische Drüsen schob. Innerhalb dreier Tage von der Zeit an, wo es zuerst auf das Blatt gelegt worden war, war es vollständig aufgelöst.

3. Versuch. – Stückchen Fibrin von ungefähr derselben Grösze wie vorher wurden auf die Scheiben zweier Blätter gelegt; dieselben bewirkten in 23 Stunden sehr geringe Einbiegung, aber nach 48 Stunden waren beide von den umgebenden kurzen Tentakeln wohl umfaszt und nach Verlauf weiterer 24 Stunden vollständig aufgelöst. Auf der Scheibe eines dieser Blätter blieb viel klare Flüssigkeit zurück.

4. Versuch. – Ähnliche Stückchen Fibrin wurden auf die Scheiben zweier Blätter gethan; da die Drüsen nach 2 Stunden ziemlich trocken zu sein schienen, wurden sie reichlich mit Speichel befeuchtet; dies bewirkte bald eine starke Einbiegung sowohl der Tentakeln als auch der Blattscheiben mit reichlicher Absonderung der Drüsen. In 18 Stunden war das Fibrin vollständig verflüssigt, aber unverdaute Atome schwammen noch in der Flüssigkeit; diese verschwanden indessen in weniger als zwei weiteren Tagen.

Nach diesen Experimenten ist es klar, dasz die Absonderung reines Fibrin vollständig auflöst. Die Schnelligkeit der Auflösung ist im Ganzen gering; dies hängt aber nur davon ab, dasz diese Substanz die Blätter nicht genügend erregt, so dasz nur die unmittelbar benachbarten Tentakeln eingebogen werden und die Menge des Secrets eine geringe bleibt.

Syntonin. – Diese aus Muskeln ausgezogene Substanz hatte mir Dr. Moore freundlichst präparirt. Sehr verschieden vom Fibrin wirkt sie schnell und energisch ein. Kleine, auf die Scheiben von drei Blättern gebrachte Portionen bewirkten innerhalb 8 Stunden eine starke Einbiegung ihrer Tentakeln und Scheiben; es wurden aber keine weiteren Beobachtungen angestellt. Es ist wahrscheinlich eine Folge der

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)