Seite:De DZfG 1895 12 227.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

zerrissen. Hatte Friedrich II. in seinen Streben, Deutsche und Italienische Interessen zu verschmelzen, die Verbindung der Deutschen Capitäne mit Töchtern des einheimischen Adels grundsätzlich gefördert, so hat Konrad IV. durch seine Politik die nationalen Gegensätze noch verschärft[1]. Das Verhalten des Königs gegenüber Berthold und den Lancia illustrirt das am besten.

Am 10. October 1253 musste sich Neapel dem Könige Konrad ergeben[2], und damit war der letzte Rest des Aufstandes bewältigt. Nunmehr trat Konrad IV. neuerdings mit Friedensanträgen an die Curie heran, die ihm um so mehr Erfolg versprachen, als gerade um dieselbe Zeit die Verhandlungen Innocenz’ IV. mit Karl von Anjou in Betreff der Sicilischen Throncandidatur, wie schon früher die mit Richard von Cornwallis, als ergebnisslos eingestellt werden mussten und überdies auch die Versuche des Papstes und des Markgrafen Manfred Lancia auf Erneuerung des Lombardischen Städtebundes so viel wie gescheitert waren[3]. In der That schien der Papst, gedrängt von der Friedenspartei an der Curie, entgegenzukommen. Ob sich der Markgraf Berthold unter den angesehenen Personen befand, welche mit des Königs Oheim, dem Grafen von Montfort, an die Curie entsandt wurden[4], wissen wir nicht, doch ist es wahrscheinlich[5].

Freilich Verhandlungen, bei denen die königlichen Bevollmächtigten Anerkennung Konrad’s im König- und Kaiserreiche als unerlässliche Vorbedingung stellen mussten, konnten seitens Innocenz’ IV. nicht ernst gemeint sein; es galt nur Zeit zu gewinnen, um den König Heinrich III. von England für die Sicilische Candidatur seines Sohnes Edmund und damit für die Beschaffung der nöthigen finanziellen Mittel zu vermögen. Endlich erkannte Konrad die Aussichtslosigkeit der Unterhandlungen und brach sie ab. Der Papst aber verhängte, nachdem sich inzwischen, am 12. Februar, König Heinrich III. von England urkundlich bereit erklärt, Sicilien für seinen Sohn Edmund in

  1. Vgl. zur Beurtheilung dieser Konradinischen Politik Schirrmacher a. a. O. 66.
  2. Schirrmacher a. a. O. 407, Capasso p. 49, B.-F. 4605 a.
  3. Vgl. Rodenberg a. a. O. 127–48.
  4. Nic. de Curbio c. 35, l. c. 394.
  5. Vgl. Anm. 56.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_227.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2023)