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Umgebung des Königs und Kaisers[1]. Bei dem geringen Güterbesitze und der verhältnissmässig hohen Zahl von Kindern ist es doppelt begreiflich, wenn die Markgräfinmutter ihren ältesten Sohn frühzeitig an den Hof Kaiser Friedrich’s II. entsandte. Bereits im März 1232 begegnet uns ein Markgraf von Vohburg in der Umgebung Kaiser Friedrich’s II. zu Venedig, unmittelbar nach dem bekannten Reichstage von Ravenna[2]; Berthold – nur dieser kann gemeint sein – zählte damals höchstens 18 Jahre. Als dann Friedrich II. im Februar 1237 nach der Besetzung der Ostmark in Wien weilt, finden wir Berthold und bereits auch seinen Bruder Dipold als Junker („Valeten“) am kaiserlichen Hoflager. Damals hören wir zum erstenmale von dem Zwiste zwischen der Markgräfinmutter Mathilde und ihrem Bruder, dem Grafen Konrad von Wasserburg, der dem Hause der Dipoldinger noch verhängnissvoll werden sollte; die Markgräfin überträgt die Rechte an dem ihr vom Bruder vorenthaltenen Erbe urkundlich auf ihre Söhne[3]. Im folgenden Jahre 1238 erscheint Berthold bereits im Besitze zweier ihm vom Kaiser verliehenen Lehen im Königreiche Sicilien, der Baronien Monteforte (nö. Sarno) und Arienzo (ö. Maddaloni)[4]. Und als im Jahre 1239 die Stadt Como von der Partei Mailands und des aufständischen Lombardenbundes zum Gehorsam gegen den Kaiser zurückkehrte und für die kaiserliche Verwaltung und Rechtsprechung einen besoldeten Beamten mit dem Titel eines Capitäns erhielt, übertrug Friedrich II. dieses wegen der Nachbarschaft Mailands wichtige Amt dem Markgrafen Berthold; 28. November 1239 unterstellt er auch alle den Mailändern abgenommenen oder noch abzunehmenden Besitzungen seiner Verwaltung und Gerichtsbarkeit[5]. Berthold bekleidete dieses Amt bis in den Anfang des Jahres 1241, da Como, wie andere begünstigte Städte, seine alte Obrigkeit unter

  1. Ich erinnere nur an den Landgrafen Dipold von Leuchtenberg. Vgl. Döberl, Die Landgrafschaft der Leuchtenberger, eine verfassungsgesch. Studie (1893) S. 11 ff.
  2. B.-F. 1947, R. 224.
  3. B.-F. 2218, R. 225.
  4. 1238 Juli 21 urkundet er als „Dei et imperiali gratia dominus Montisfortis et Argentii“. Capasso, Historia diplomatica regni Siciliae 1250–1266, p. 82, Nr. 1.
  5. „dilecto consanguineo et fideli suo capitaneo Cumarum“, B.-F. 2596, vgl. dazu 2597.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2023)